Du hast deinen Workshop bis ins Detail vorbereitet. Der Workshopraum ist eingerichtet und die Teilnehmer*innen sind angekommen. Es kann losgehen! Doch du fragst dich:
Auf dieser Seite erfährst du, wie du deinen Workshop - egal ob groß oder klein - erfolgreich startest.
Der erste Schritt für einen guten Einstieg ist es, zwischen den verschiedenen Veranstaltungsformaten zu unterscheiden:
Workshop
Veranstaltungsziel: Gruppe arbeitet an einem gemeinsamen, neuen Ergebnis
Präsentation
Veranstaltungsziel: Das Publikum wird über etwas informiert oder davon überzeugt
Training
Veranstaltungsziel: Menschen erlernen Fähigkeiten und Fertigkeiten
YouTube-Video
Veranstaltungsziel: Zuschauer*innen werden unterhalten oder erfahren etwas Neues
Um die genannten Ziele der Veranstaltung zu erreichen, benötige ich die Teilnehmenden, bzw. das Publikum, in ganz verschiedenen Zuständen. Entsprechend unterscheiden sich auch die Ziele des jeweiligen Einstiegs.
Einstieg in einen Workshop
Ziel: Teilnehmende sollen aktiv mitgestalten
Einstieg in eine Präsentation
Ziel: Das Publikum soll bis zum Ende aufmerksam bleiben
Einstieg in ein Training
Ziel: Menschen sollen sich darauf einlassen, ihre Komfortzone zu verlassen
Einstieg in ein YouTube-Video
Ziel: Zuschauer*innen sollen das Video bis zum Ende schauen
Genauso habe ich bis hierher versucht, dich - meine Leser*in - davon abzuhalten, gleich wieder wegzuklicken, um zum Beispiel in Google weiter zu suchen!
Woher kommen die Unterschiede? In einem Workshop führe ich eine Gruppe von Menschen durch einen Prozess zu einem Ergebnis, das es so vorher noch nicht gab. Hier habe ich im Detail erklärt, was ich unter "Workshop" und "Moderation" verstehe.
Im Workshop geht es also nicht darum, die Aufmerksamkeit bis zum Ende zu halten. Die Menschen in der Zielgruppe sollen nicht nur passiv konsumieren, sondern sich aktiv einbringen und mitgestalten.
Bevor sich das menschliche Gehirn mit Inhalt auseinandersetzt, bewertet es neue Informationen zunächst emotional. Diese erste Einschätzung beeinflusst, ob eine Information als lohnenswert wahrgenommen wird. Und nur dann beschäftigt sich das Gehirn damit. Tipps, wie man in eine Präsentation einsteigt, ein Training startet oder die ersten Sekunden eines YouTube-Videos gestaltet, gibt es reichlich:
Damit bei der Präsentation alle bis zum Ende dranbleiben, reicht es,
aufzubauen.
Zu einem guten Einstieg in ein Training gehört, den Teilnehmer*innen ein lohnenswertes Ziel vor Augen zu führen und eine positive Fehlerkultur zu demonstrieren.
Ein YouTube-Video ist besonders dann erfolgreich, wenn Thumbnail und Titel nicht nur attraktiv sind, sondern genau das versprechen, was das Video auch "liefert". Die ersten Sekunden des Videos wiederum müssen die Zuschauer*innen überzeugen, dass sie hier richtig sind.
Damit Teilnehmer*innen motiviert sind, eigene Gedanken zu entwickeln und kreativ zu arbeiten, reicht das alles nicht!
Was hilft dir nun als Moderator*in eines Workshops, durch diesen „Filter“ zu kommen? Was sind die Informationen, die die emotionale Bereitschaft auslösen,
Ich möchte, dass für dich Workshopmoderation einfach ist. Deswegen gehe ich hier auf den Einstieg in einen moderierten Workshop ein.
Was gehört also hinein, in einen guten Einstieg? Um emotionale Bereitschaft für eine aktive Mitarbeit zu erzeugen, musst du direkt zu Beginn Klarheit in drei Bereichen schaffen:
Menschen sind verschieden. Entsprechend interessiert sich die eine für diese Transparenz und der andere mehr für jene. Deshalb musst du alles abdecken – und zwar schnell, am besten innerhalb der ersten drei Minuten.
Danach ist die Gefahr groß, dass die Teilnehmenden deine Argumente gar nicht mehr hören. Somit entsteht auch keine Transparenz im Kopf und die positive emotionale Reaktion wird nicht ausgelöst. Menschen sitzen dann zwar physisch noch im Workshopraum, sind aber gedanklich bereits mit etwas ganz anderem beschäftigt: Mit Fußballergebnissen, E-Mails oder der Planung des Heimwegs.
Hierzu zählt nicht nur die Klarheit über das Ziel des Workshops selbst, sondern auch über den Kontext: Wie kommt es zu diesem Workshop? Was geschah bisher? Wie soll es nach dem Workshop mit den Ergebnissen weitergehen?
Hier geht es natürlich um die Zeiten für Anfang, Ende und Pausen. Aber auch der logischen Aufbau deines Workshops sollte hier klar werden.
Das gegenseitige Kennen(-lernen) der Telnehmenden ist dabei im Fokus: "Wer ist heute hier?" und "In welcher Rolle?". Aber auch: "Wie gestalten wir die Zusammenarbeit?" Typischerweise dienen dazu Regeln. Hier erfährst du mehr darüber, welche Regeln das sein können und wie du im Workshop Regeln aufstellst.
Eine gründliche Vorbereitung hilft dir, souverän und klar in deinen Workshop zu starten. Dabei gehe ich folgendermaßen vor:
Ich überlege mir zuerst den letzten Satz meines Einstiegs, zum Beispiel:
Wie du siehst, sind das klare Handlungsaufforderungen („Call to Action“), so wie der „Jetzt kaufen“ – Button am Ende einer überzeugenden Webshop-Seite. Hierfür hilft es dir, dass du dir im ersten Schritt darüber klar geworden bist, was du mit dem Einstieg überhaupt erreichen willst.
Danach wähle ich meinen ersten Satz so, dass er direkt diejenige der 3 Transparenzen anspricht, welche vermutlich für die Teilnehmer*innen am wichtigsten ist. Allgemeine Begrüßungen wie „Herzlich willkommen“ verwende ich nur, wenn es nötig und passend ist.
Ich weiß also, wie ich beginne und kenne meinen letzten Satz, auf den ich während des gesamten Einstiegs hinarbeite. Und die Zeit dazwischen verbringe ich damit, Klarheit zu schaffen über die drei Punkte, die ich vorhin erwähnt habe. Das Ganze sollte kurz und knackig formuliert sein, damit es merkbar ist und trotzdem in die 3 Minuten passt.
Wie komme ich zu einem guten Text? Ich spreche einfach laut drauflos, ganz für mich alleine. Dabei spreche ich nicht leise im Kopf sondern in der Originallautstärke wie im Workshop – in den leeren Raum oder in die Handykamera. Ich schreibe noch nichts auf!
Diese Methode hat zwei Vorteile:
"Ich möchte, dass der Einstieg für mein Publikum gut klingt, nicht, dass er auf Papier geschrieben gut aussieht."
Wenn es mir irgendwie möglich ist, versuche ich schon vorher,
Das alles hilft mir, dass ich während des Einstiegs, wenn ich vorn stehe und aufgeregt bin, möglichst wenig Unbekanntes und Unbekannte vor mir sehe.
Als Letztes überlege ich noch ein klares Startsignal für meine interne Dramaturgie. Was werde ich als letztes tun, bevor der Einstieg losgehen soll? Zum Beispiel:
Den Zweck dieses „Startsignals“ erfährst du weiter unten.
Starte selbst! Das klingt eigentlich logisch. Aber oft drängen sich "Würdenträger" oder Auftraggeberinnen oder Chefs nach vorn. Sie halten ihre „Rede“ und stellen am dich als Moderator*in vor. Damit wäre eine gute Möglichkeit vertan, dem Publikum zu signalisieren, wer heute hier das Sagen hat und durch das Programm führt.
Deshalb empfehle ich, dass immer du als erste mit deinem Einstieg startest. Nachdem du die drei Transparenzen hergestellt hast, stellst du gegebenenfalls Redner*innen vor und bittest sie auf die „Bühne“.
Wenn die Teilnehmer*innen pünktlich zu Beginn des Workshops die Plätze eingenommen haben und du gedanklich die innere Checkliste durchgegangen bist, kommt ein entscheidender Moment deines Workshops.
Die Aufmerksamkeit im Publikum ist am höchsten und auch du wirst wahrscheinlich gespannt sein. Nun ist es wichtig, dass du eine klare Reihenfolge hast, an die du dich halten kannst:
Auch wenn es Überwindung kostet - verzichte auf allgemeinen Floskeln wie: "Schön, dass sie so zahlreich erschienen sind!" oder "Wie war die Anreise? Sind sie alle gut hergekommen?" All das würde die Kraft deines ersten Satzes, den du dir vorher so gut überlegt hast, nur schmälern.
Damit du dich beim Punkt 4 nicht aus der Ruhe bringen lässt, suchst du dir am besten vorher drei Menschen aus, idealerweise
damit du weißt, wo du hinschauen kannst, während du deinen Einstieg hältst. Diese "Sonnentankstellen" werden dich durch ihr Lächeln immer wieder daran erinnern, dass du auch zurück lächeln kannst.
Stehe ruhig und fest auf der Position, die du dir vorher bestimmt hast! Natürlich kannst du dich auch während deines Einstiegs im Raum bewegen. Aber es sollte sich für die Zuschauer*innen immer klar erschließen, wozu diese Bewegungen gerade da sind, zum Beispiel, wenn du
Wenn dir bei der Vorbereitung, während du laut gesprochen hast, schon Gesten aufgefallen sind, mit denen du wichtige Punkte gut ausdrücken kannst, dann nimm sie dir für konkrete Momente vor. Das hilft deinem Gehirn beim Einprägen und Abrufen deines Einstiegs.
Ich empfehle dir, dich dabei auf zwei bis vier Gesten zu fokussieren und nur das zu benutzen, was du auch während der Vorbereitung schon erfolgreich „getestet“ hast. Für die übrige Zeit ist es eine gute Lösung, eine Hand still zu halten (z.B. mit einem Marker oder deinem Notizblock) und die andere Hand ganz natürlich dem Redefluss „folgen“ zu lassen.
Denke immer daran: Es zählt nicht, was du falsch machst oder ob du eine tolle „Show“ ablieferst. Wichtig ist, dass die drei Transparenzen vermittelt wurden – das interessiert die Menschen wirklich. Solange es nicht die Verständlichkeit deines Einstiegs beeinträchtigt, wird sich kaum jemand daran stören, dass aufgeregt bist.
Ein gelungener Workshop beginnt nicht erst mit der Vorstellungsrunde, sondern schon mit deinem ersten Satz! Wenn du Ziel, Ablauf und Zusammenarbeit gleich zu Beginn klar und persönlich vermittelst, legst du den Grundstein für echte Beteiligung. Nimm dir Zeit für die Vorbereitung, finde deine eigene Sprache und vertraue darauf: Der Anfang gehört dir!
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