Brainstorming ist eine bewährte Methode, um kreative Ideen zu generieren und Probleme zu lösen. Es ist eine Technik, die sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld eingesetzt werden kann. Hier erfährst du, wie du effektiv brainstormst und dabei das volle kreative Potenzial deines Teams ausschöpfst.
Brainstorming ist eine Methode zur Ideenfindung, bei der eine Gruppe von Menschen zusammenkommt, um in kurzer Zeit möglichst viele Ideen zu einem bestimmten Thema oder Problem zu sammeln. Das Ziel ist es, durch die Vielfalt der Gedanken und die gegenseitige Inspiration neue und innovative Lösungen zu finden.
Die wörtliche Übersetzung aus dem Englischen ( "Gehirnsturm", "Gehirngewitter" oder gar "Gehirnerstürmung") gibt nur einen Teilaspekt der Bedeutung wieder. Im Deutschen wird Brainstorm (ohne "ing") oft mit "Geistesblitz" übersetzt. Entsprechend ist Brainstorming eher eine "Geistesblitzerei" und kann synonym für "Ideensammlung", "Ideengenerierung" oder "freie Assoziationsmethode" verwendet werden.
Brainstorming kann in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden, wie zum Beispiel in der
Es eignet sich besonders gut, wenn viele unterschiedliche Ideen und Ansätze gefragt sind.
Vorteile:
Nachteile:
Brainstorming ist weniger geeignet, wenn es um sehr technische, komplizierte oder spezialisierte Probleme geht, die tiefgehendes Fachwissen erfordern. Um in solchen Fällen sinnvoll zu brainstormen, empfehle ich, die Herausforderung in "Einzelteile" zu zerlegen. Das können (chrono-)logische Schritte, Hierarchien oder Varianten sein. Außerdem ist es wichtig, dass alle Teilnehmenden das benötigte Verständnis (gegebenenfalls Fachwissen, Terminologie) haben. Es kann natürlich auch sinnvoll sein, gezielt Nicht-Expert*innen (sogenannte "Wildcards") einzuladen. Dann handelt es sich jedoch streng genommen nicht mehr um freie Assoziation, sondern um die Konfrontationstechnik, eine andere Ideenfindungsmethode.
Auch bei sehr großen Gruppen kann Brainstorming ineffizient sein.
Aufgrund des Ziels neue Gedanken hervorzubringen, ist Brainstorming naturgemäß keine Methode, um real Erlebtes der Teilnehmenden (zum Beispiel: "Was hat dich am Home Office besonders gestört?") oder bestehende Fakten (zum Beispiel die 4 Felder der SWOT-Analyse) abzufragen.
Um das Beste aus einer Brainstorming-Session herauszuholen, sollten einige grundlegende Regeln beachtet werden:
Im Brainstorming geht es darum, möglichst viele Ideen zu sammeln. Je mehr Vorschläge gemacht werden, desto größer ist die Chance, dass sich darunter einige sehr gute Ansätze befinden.
Während des Brainstormings sollten keine Ideen kritisiert oder bewertet werden. Jede Idee ist willkommen, egal wie ungewöhnlich oder unmöglich sie erscheint. Das Ziel ist eine offene und kreative Atmosphäre.
Mein Tipp: Verweise bereits vorher darauf, dass Ideen zu einem späteren Zeitpunkt "auf den Prüfstand" gestellt werden. Das hilft den Teilnehmer*innen die inneren Kritiker in dieser Phase stummzuschalten.
Teilnehmer*innen sollten ermutigt werden, auf den Ideen anderer aufzubauen und diese weiterzuentwickeln. Dies kann zu innovativen und unerwarteten Lösungen führen. Also: "Klauen" ist hier nicht nur erlaubt, sondern explizit erwünscht!
Ungewöhnliche, unausgereifte, unbequeme Ideen sind nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich das Ziel. Auf alle anderen Ideen wärt ihr auch ohne Brainstorming gekommen! Neben der Kritik (siehe Regel 1) ist der eigene innere Filter die größte Kreativ-Bremse. Ich spreche als Moderator diese Thematik immer vorher an und
Wie überall sonst im Workshop auch, ist es ein Muss, Ideen visuell darzustellen, sei es durch Skizzen, Mindmaps oder einfache Wörter auf Post-Its. Das erleichtert
der Vorschläge.
Definiere bereits in der Einladung klar das Ziel und das Thema der Brainstorming-Session. So stellst du sicher, dass die Teilnehmer*innen
Wähle eine möglichst diverse Gruppe von Teilnehmenden aus, die unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen mitbringen. Dabei brauchen und sollen nicht alle Expert*innen im Lösen dieser Art von Problem sein. Jedoch müssen alle in der Lage sein (oder in die Lage gebracht werden), das Problem zu verstehen. Eine optimale Gruppengröße liegt zwischen fünf und zehn Personen.
Sorge dafür, dass ausreichend Material zur Visualisierung der Ideen vorhanden ist, wie Pinnwände, Whiteboards, Marker und Post-Its, bzw. Moderationskarten. Auf Online-Whiteboards bedeutet das einfach, für ausreichend Platz zu sorgen.
Eine Brainstorming-Session sollte in der Regel nicht länger als eine Stunde dauern, um die Konzentration und Kreativität der Teilnehmer*innen aufrechtzuerhalten.
Beginne die Session mit einer kurzen Einführung in den Kontext, erkläre das Ziel für die heutige Session und erläutere die Regeln des Brainstormings. Dies schafft eine gemeinsame Basis und sorgt für eine produktive Atmosphäre. Daneben gelten die generellen Regeln für Workshops.
In der Ideenfindungsphase geht es darum, möglichst viele Vorschläge zu sammeln. Ermutige alle Teilnehmenden, ihre Gedanken frei zu äußern, ohne Angst vor Kritik. Hier ist es wichtig, das Energieniveau hoch zu halten. Je nach Zielgruppe kannst du den Spiel- oder Wettbewerbsgedanken einbringen. Ich lasse zum Beispiel gern ca. 5-er Teams "gegeneinander" antreten: "Welches Team kommt in 10 Minuten auf die meisten Ideen?" Ganz bewusst zählt hier nur die schiere Quantität.
Nach der Ideenfindung werden die gesammelten Vorschläge sortiert und bewertet. Dies kann durch Gruppieren ähnlicher Ideen und eine anschließende Abstimmung (zum Beispiel mit einer Mehrpunktabfrage) geschehen.
Zum Abschluss werden die besten Ideen ausgewählt und weiterentwickelt. Später werdet ihr einen konkreten Aktionsplan erstellen, um die Umsetzung der ausgewählten Ideen zu gewährleisten.
Nutze verschiedene Techniken, um den Ideenfluss zu fördern. Hierbei geht es nicht um Methoden, wie Mindmapping, die 6-3-5-Methode oder das Brainwriting (welche genau genommen Alternativen zum Brainstorming sind). Mit Techniken ist eher dein Einfluss auf äußere Umstände gemeint, zum Beispiel:
Natürlich stellst du offene Fragen und keine geschlossenen. Um die Kreativität anzuregen, solltest du dich aber auch von den Standardformulierungen wegbewegen. Anstatt "Wie ist das Problem x zu lösen?" frage zum Beispiel: "Welche ungewöhnlichen Ansätze könnten uns helfen, das Problem x zu lösen?".
Hier findest du Tipps zu guten Fragen im Workshop.
Kurze Pausen während der Brainstorming-Session können helfen, den Kopf frei zu bekommen und die Kreativität neu zu beleben. Dabei gilt :
Daneben gibt es eine Reihe weiterer Aspekte, auf die du achten solltest. Da diese nicht nur für Brainstorming, sondern für alle kreativen Methoden gelten, habe ich sie unter Kreativität im Workshop beschrieben.
Denke zum Beispiel an
Im Internet kann man viele verwirrende Listen von "Brainstorming-Techniken" finden. Für einen sinnvoll und zielgerichtet gestalteten Workshop solltest du zwischen
des Brainstormings unterscheiden.
Beim Brainwriting schreiben die Teilnehmenden ihre Ideen
auf Papier, statt sie laut auszusprechen. Auch die Auseinandersetzung mit der Inspiration ("Klauen", Variieren, Ändern, Kritisieren, ...) erfolgt still, gleichzeitig und in Textform.
Deshalb ist Brainwriting keine Brainstorming-Methode, sondern eine Alternative. Sie ist besonders geeignet, um
Bei der 6-3-5 Methode schreiben sechs Teilnehmer*innen jeweils drei Ideen auf, die dann fünfmal weitergereicht und von anderen weiterentwickelt werden. Es ist also eine von vielen Brainwriting-Methoden und somit eine Alternative zum Brainstorming. Ich nutze die 6, die 3 und die 5 immer nur als Anregung und bestimme für meine Workshops konkret angepasste Zahlen, zum Beispiel: 12-3-4.
Mindmapping ist eine visuelle Methode, bei der Ideen in Form eines Diagramms dargestellt werden. Im einfachen Fall ist es eine Variante des Brainstormings, bei der die Form der Visualisierung vorgegeben ist, die Ideen jedoch weiterhin frei geäußert werden.
Du kannst als Moderator*in jedoch auch in den Prozess eingreifen und vom ursprünglichen Brainstorming abweichen, indem du zum Beispiel die "Vollständigkeit" verschiedener Äste und Zweige im Diagramm hinterfragst. Damit würde es sich nicht mehr um eine freie Assoziation handeln, sondern um gesteuerte, auch: Konfrontationstechnik.
Beim Reverse Brainstorming wird das Problem umgekehrt betrachtet. Statt nach Lösungen wird nach Wegen gesucht, das Problem zu verschlimmern. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse können helfen, effektive Lösungen zu finden. Man spricht auch von Kopfstandmethode oder paradoxer Frage. Genau betrachtet handelt es sich also um eine andere Form der Fragestellung, also eine Variante des Brainstormings.
Es gibt zahlreiche KI-gestützte Tools, die Brainstorming-Sessions unterstützen können, indem sie Ideen generieren oder strukturieren. Auch wenn es auf den ersten Blick nach "Schummeln" aussieht und keinen Wettbewerbsvorteil verspricht, kann der Einsatz von KI (oder genauer: maschinellem Lernen) sehr nützlich sein.
KI kann genutzt werden, um automatisch eine Vielzahl von Ideen zu einem bestimmten Thema zu generieren (generative AI, "schöpferische KI"). Damit kannst du als Moderator*in den Brainstorming-Prozess
KI kann dabei helfen, große Mengen an Daten zu analysieren und Trends oder Muster zu erkennen (discriminative AI, "Mustererkennung"), die als Grundlage für neue Ideen dienen können.
Eine einfache Möglichkeit, KI direkt in deinen Workshop einzubinden, ist die Nutzung von visueller Kollaborationstools. Miro (Miro Assist), Mural und Klaxoon bieten bereits KI-Assistenten an. Microsoft hat es zumindest angekündigt. Dabei bist du mit dem Online-Whiteboard nicht auf "remote" beschränkt, sondern kannst es auch wunderbar in einer Präsenzveranstaltung nutzen! Neben dem KI-Assistenten hast du gleich noch den Vorteil, dass es nach dem Brainstorming direkt im Board asynchron weitergehen kann.
Eine verbreitete "Weisheit" ist, dass in gleichartigen Brainstormings mit komplett verschiedenen Personen zu 80 % die gleichen Ideen entstehen. Das entspricht auch meiner Erfahrung. Für einfache Fragestellungen mag das völlig ausreichen (zum Beispiel "Was wollen wir beim nächsten Teamevent machen?").
Das bedeutet aber auch, dass ein Brainstorming allein typischerweise noch keinen Wettbewerbsvorteil liefert. Bei der Ideengenerierung im vollwertigen Innovationsprozess steht daher das Brainstorming nur am Anfang einer längeren Sequenz von geeigneten Methoden. Genau genommen finden bereits die oben beschriebenen Schritte
nach dem Brainstorming statt. Die Art und Weise, wie du sie durchführst, ist eng mit den darauffolgenden Schritten verknüpft. Das wiederum können Brainwriting und Co. sein oder andere Methoden der gesteuerten Assoziation. Welche das sind und wie du sie anwendest, lernst du im Aufbautraining Moderieren. Einfach mehr.
Egal, wie ihr vorgeht, nach der Ideengenerierung ist es wichtig, die ausgewählten Ideen weiterzuentwickeln (Konzeption) und einen konkreten Plan für deren Umsetzung zu erstellen. Dafür solltet ihr klare Verantwortlichkeiten zuweisen und Meilensteine festlegen.
Brainstorming ist eine effektive Workshop-Methode, um schnell kreative Lösungen zu entwickeln und das Potenzial einer Gruppe von Menschen zu entfalten. Mit den richtigen Regeln und Techniken kannst du das Beste aus jeder Brainstorming-Session herausholen. Probiere es aus und entdecke, welche großartigen Ideen in deinem Team stecken!
Mehr Tipps für deine Moderation:
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Workshopmoderation. Einfach.