Fragen sind Schlüssel zum Workshoperfolg

Hier findest du in loser Folge viele Fragebeispiele für dein nächstes Brainstorming.

 

Für mein Beispiel dient diese Situation als Kontext: Viele Menschen wollen online einkaufen. Manche sehen das auch als nachhaltiger an, weil sie nicht mit einem 1,3-Tonnen-schweren PKW in die Stadt fahren, um ein Buch zu kaufen. Gleichzeitig wird der Straßenverkehr durch regelwidrig parkende Lieferwagen der Paketbot*innen deutlich belastet. Die Arbeitsbedingungen dieser Beschäftigten ist wiederum in aller Munde als Beispiel für die negativen Auswirkungen des Preiskampfs im Online-Versandhandel. Im beispielhaften Workshop soll nun eine Lösung gefunden werden.

Bevor es losgeht: Verfügbare Informationen sichern

  • Was ist der Hintergrund des "Paketzustellverkehrsproblems"?
  • Welche Daten oder Forschungsergebnisse haben wir zur Paketzustellung, den Arbeitsbedingungen, der Verkehrsbelastung, des Umwelteinflusses und aller anderen Aspekte des Problems?
  • Wer sind die wichtigsten Interessengruppen, die in das Paketzustellverkehrsproblem involviert sind?
  • Was wurde bereits versucht, um dieses Problem zu lösen?

 

Problem verstehen

Aus dem systemischen Ansatz

  • Was müsste in unserem Workshop geschehen, damit du sagst, dass es gut war, hergekommen zu sein?
  • Angenommen, das Paketzustellverkehrsproblem wäre gelöst – was wäre dann anders?
  • Woran würdest du merken, dass das Paketzustellverkehrsproblem gelöst ist?
  • Was genau ist dir daran so wichtig?
  • Mit welchem Wunsch bist du heute hergekommen?
  • Wobei stört dich das? Was musst du statt dessen tun?
  • Wieviel mehr (oder weniger) Wert wäre dir frei fließender und sicherer Verkehr als prompte Belieferung mit online bestellten Waren?
  • Wenn sich nichts ändert, wohin wird das führen?
  • Welchen Konflikt müssen wir deiner Meinung nach lösen, um das Problem nachhaltig zu beseitigen?
  • Wie sieht die Erfolgsfeier zum 1-jährigen Jubiläum der Lösung des Problems aus?

Kundenperspektive einnehmen

  • Wozu benutzen Kunden* die Paketzustellung?
  • Was können die Kunden dadurch erreichen?
  • Welchen unerwünschten Effekt der Paketzustellung müssten wir beseitigen, damit Kunden begeistert sind?
  • Welche Bedürfnisse stecken hinter Notlösungen, die Kunden bereits für das Paketzustellverkehrsproblem nutzen?

Betroffene im Workshop befragen

 

[Kund*in]

 

  • Kannst du mir erzählen, wie es ist, ein paar Tage darauf zu warten, dass das bestellte Produkt ankommt?
  • Wie war es das letzte Mal, als du ein Paket nach Hause geliefert bekamst?

 

 

[Paketzusteller*in]

 

  • Wie sieht ein Arbeitstag aus?
  • Kannst du mir mehr über deine Rolle und Verantwortlichkeiten erzählen?
  • Wie war es das letzte Mal, als du versucht hast, ordnungsgemäß zu parken?
  • Was sind die Konsequenzen davon an deinem Arbeitsplatz?

 

 

[Verkehrsteilnehmer*in]

 

  • Was hast du gemacht, als du das letzte Mal wegen eines haltenden Paketlieferwagens behindert wurdest?
  • Wie hast du dich dabei gefühlt?

 

 

[Alle]

 

  • Wie vertraut bist du mit dem Paketzustellverkehrsproblem?

Zur Quelle des Übels dringen: Ursachenanalyse

  • Wo siehst du die zugrunde liegenden Ursachen des Paketzustellverkehrsproblems?
  • Welche Annahmen triffst du dabei?
  • Was sind die Konsequenzen, wenn wir dieses Problem nicht angehen?
  • Welche verschiedenen Perspektiven haben andere zum Thema Paketzustellung und Verkehr?
  • Welche Risiken und Chancen sind mit der Lösung des Paketzustellverkehrsproblems verbunden?

Ressourcen erfragen

  • Wie wird das in anderen Ländern gehandhabt?
  • Wie haben wir das letzte Problem vor der Paketzustellungswelle gelöst?
  • Wann/Wo klappt es gut, mit den Paketen und den Zustellenden?
  • Woran liegt das?
  • Worauf können wir Deutschen stolz sein, wenn es um die Zustellung von Paketen geht?
  • Worauf ist das zurückzuführen?
  • Was ermöglicht das noch?
  • Wie haben wir es geschafft, dass der Verkehr überhaupt noch fließt (... und die Pakete überhaupt noch zu erschwinglichen Preisen ankommen ...)?
  • Was wurde schon probiert?
  • Wie hat es geholfen?

Ideen für Lösungen finden

  • Was sind mögliche Lösungsansätze für das Paketzustellverkehrsproblem?
  • Wie können wir sicherstellen, dass die Endverbraucher*innen die gekauften Waren mit möglichst geringem Aufwand erhalten, ohne das Umwelt und Straßenverkehr negativ beinflusst werden?

Aus dem systemischen Ansatz

  • Wie würde Salomon dieses Problem anpacken?
  • Auf welche Lösung würden die Verpackungshersteller (= leere Pakete) kommen?
  • Wann hat dich das letzte Mal ein Paketlieferwagen gestört und was hätte dir in diesem Moment geholfen?
  • Stell dir vor, wir haben es bis 2026 geschafft: Alle Menschen erhalten CO2-neutral die Produkte, die sie kaufen, der Verkehr in den Städten fließt ohne Aufregung und alle Beteiligten lieben ihren Job. Was muss bis dahin noch erledigt werden?
  • Wie können wir dafür sorgen, dass bis Ende des Monats alle verbliebenen Paketzusteller*innen gekündigt haben und auch sonst überhaupt niemand diesen Job machen will?

Reframing

  • (Was musst du statt dessen tun [s.o.]) Was ist daran so schwierig?
  • Wovon hält dich das ab?
  • Was können wir weglassen?

Limitierungen

  • Was genau hält dich davon ab, ohne Aufregung mit dem Auto vom Büro nach Hause zu kommen?
  • Was musst du derzeit tun, damit du trotzdem halbwegs relaxed nach Hause kommst?
  • Wie vielen der anderen Verkehrsteilnehmer*innen geht es ähnlich?
  • Wovon hättest du gern mehr?

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Ideen vermehren

Mit diesen fünf Fragen lockst du mehr und bessere Ideen aus deinen Teilnehmer*innen, als mit dem klassischen Brainstorming allein. Lass die Teilnehmenden, am besten in kleinen Gruppen oder zu zweit, diese Fragen beantworten:

  • Wie könnt ihr Bestandteile des Systems (Zutaten, Orte, Prozessschritte, Teilnehmer, Umgebung, Wahrnehmung …) ersetzen?
  • Wie würden Kombinationen aus Bestandteilen, ganzen Systemen, Ursachen, Wirkungen, Zielen aussehen?
  • Welche Ausprägungen (Dimensionen, Eigenschaften, Wahrnehmungen, Anordnung…) könnt ihr verändern (mehr, weniger, anders, umgekehrt...)
  • Wo gibt es Analogien, Parallelen… - und was davon könnt ihr kopieren, nachbilden oder vermeiden?
  • Welche Inspirationen können euch eure eigene Erfahrungen, Konkurrenten, Substitute oder Objekte aus der Umgebung oder Natur, Erfolgsgeschichten oder Trends geben?

Diese Fragen sind nur der Startpunkt. Es lohnt sich, mit jeder Frage eine eigene Mindmap aufzustellen, die generischen Begriffe mit Leben zu füllen und dann wie eine Checkliste zu benutzen.

 

Wie das in der Praxis aussieht und zu Dutzenden Ideen führt, lernst du in meinen Moderationstrainings.

Lösungsmöglichkeiten bewerten

  • Welche Kriterien sollten wir verwenden, um diese Lösungsansätze zu bewerten?
  • Wie können wir mögliche Lösungsansätze priorisieren?
  • Was sind die Risiken und Vorteile jeder möglichen Lösung?
  • Welche Ressourcen und Unterstützung werden wir benötigen, um die ausgewählte Lösung umzusetzen?

Kundenperspektive einnehmen

  • Was gewinnen die Kunden* hinzu?
  • Welche neuen Möglichkeiten eröffnen sich für sie?
  • Welche Alternativen könnten die Kunden weglocken?
  • Was werden die Kunden aufs Spiel setzen, wenn sie sich für diese Lösung entscheiden?
  • Welches Problem löst die Idee?
  • Welche Probleme können für die Kunden entstehen, wenn sie die Lösung nicht annehmen?
  • Was hindert die Kunden daran, die Lösung zu implementieren?

Lösungsideen sicher umsetzen

  • Wie können wir die Machbarkeit der ausgewählten Lösung testen?
  • Woran könnte das scheitern?
  • Was sind die Gründe dafür, dass es diese Lösung bis heute noch nicht gibt?
  • Wie können wir diese Hürden angehen oder vermeiden?
  • Wie werden die Paketzustellunternehmen, die Mitarbeitenden der Ordnungsbehörde, ... auf diese Veränderung reagieren?
  • Woran werden wir merken, dass die Lösung gut war?
  • An welcher Stelle werden wir die Umsetzung stoppen und überdenken?
  • Welche Ressourcen werden benötigt, um die Lösung umzusetzen?
  • Wie können wir die Nachhaltigkeit der Lösung sicherstellen?
  • Welche nächsten Schritte und Maßnahmen müssen wir ergreifen, um voranzukommen?

Ruhe nach dem Sturm: Zeit für Reflexion

  • Was haben wir aus diesem Meeting gelernt?
  • Was waren die wichtigsten Erkenntnisse aus der Diskussion?
  • Gibt es noch offene Fragen oder Anliegen, die wir angehen müssen?
  • Wie können wir die übrigen Interessensgruppen von unserem Vorhaben überzeugen?

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*) Wer ist der Kunde? In diesem Beispiel sind zunächst sowohl die Paketempfänger*innen die Kund*innen, als auch Unternehmen, die Dienste der Paketzusteller kaufen. Für die gefundene Lösung können diese oder andere Beteiligte die Kunden sein: Diejenigen, für die die Lösung einen Mehrwert darstellt und sie deshalb erwerben (sollen).